VI
13. Nov. 2024
was "very personal fine jewelry" wirklich bedeutet
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, uns in Ihr Atelier ( München Maxvorstadt - invitation only) zu entführen. Wenn man in Ihre Kreationen eintaucht, spürt man sofort eine gewisse Intimität – jedes Schmuckstück scheint ein kleines Geheimnis oder eine Geschichte zu tragen. Woher kommt dieser Drang, so etwas Persönliches und Unverwechselbares zu schaffen? Wie würden Sie die Philosophie hinter Ihrer Arbeit beschreiben?
Maximilian Hemmerle künftig MXHM:„Für mich ist Schmuck weit mehr als ein Accessoire – er ist eine Verlängerung der Identität und erzählt Geschichten, die manchmal jahrzehntelang weitergegeben werden. Meine Philosophie ist, dass Schmuck eine Brücke zur Seele sein kann. Ich möchte etwas schaffen, das tief in der Persönlichkeit des Trägers verwurzelt ist und gleichzeitig die Menschen anzieht, die die gleiche Art von Tiefe und Bedeutung suchen.“
VI:„Das ist wunderbar ausgedrückt. In einer Zeit, in der so vieles auf Masse und Schnelligkeit ausgelegt ist, verkörpern Sie das Gegenteil. Sie entscheiden sich für den Weg des Einzelstücks und der Maßanfertigung. Wie gestaltet sich der kreative Prozess, wenn Sie versuchen, die Essenz und den Charakter eines Menschen in einem Schmuckstück einzufangen? Und wie wichtig ist Ihnen dabei der persönliche Kontakt zu Ihren Kunden?“
MXHM:„Der persönliche Kontakt ist absolut zentral. Meine Arbeit beginnt immer mit intensiven Gesprächen – oft lernen wir uns sogar in einem entspannten Umfeld kennen, damit ich verstehe, wer mein Kunde wirklich ist. Ich stelle Fragen, die manchmal gar nicht direkt mit Schmuck zu tun haben, sondern mit Lebenserfahrungen, Träumen und Erinnerungen. Diese Details helfen mir, ein Bild davon zu bekommen, was das Schmuckstück ausdrücken soll, und erst dann beginne ich mit ersten Skizzen. Es geht darum, mehr als ein Design zu schaffen; es ist eine Hommage an die Individualität.“
VI:„In Ihren Kreationen sieht man oft ungewöhnliche Kombinationen und eine sehr feine Auswahl an Materialien. Was treibt Sie an, bei der Materialwahl und in der Verarbeitung neue Wege zu gehen? Können Sie uns von einem Projekt erzählen, bei dem Sie eine besondere Herausforderung meistern mussten?“
MXHM:„Mich reizen Materialien, die Emotionen wecken – sei es durch ihre Farbnuancen, ihre Textur oder ihre Geschichte. Ich arbeite oft mit Edelsteinen, die eher selten sind, und kombiniere sie manchmal mit nachhaltigen Materialien, die eine moderne Botschaft tragen. Eine besondere Herausforderung war einmal ein Auftrag, bei dem der Kunde wünschte, dass ich die Asche eines Familienmitglieds in einem Stück verarbeite. Es war eine berührende Aufgabe, denn ich wollte dieses Element dezent und würdevoll integrieren, damit es wirklich zu einem Teil des Ganzen wird.“
VI:„Das ist sehr beeindruckend und zeigt, wie tief Sie sich auf die Wünsche Ihrer Kunden einlassen. Apropos Kunden – Ihre Arbeit scheint weit mehr zu sein als nur das Anfertigen eines Schmuckstücks. Es ist fast ein Dialog, eine Reise, die Sie mit Ihren Kunden unternehmen. Wie gestalten Sie diese ‚Customer Journey‘, und was bedeutet ‚Service‘ auf diesem Niveau für Sie?“
MXHM:„Ich möchte, dass meine Kunden sich vom ersten Gespräch an wie in einer Welt der Möglichkeiten fühlen, aber gleichzeitig verstanden und geschätzt werden. Es beginnt mit Zuhören und Fragenstellen – ich höre mir auch die kleinsten Details an, denn manchmal liegt in einem beiläufigen Kommentar das Wesentliche für das Design. Meine Kunden erleben den gesamten Entstehungsprozess: vom ersten Entwurf bis zur Auswahl der Materialien und zur Anprobe der Rohfassung. Sie sind ein Teil dieses Werdens, und ich glaube, das schafft eine Verbindung zum Schmuckstück, die man sonst kaum erlebt.“
VI:„Ihre Werke sind oft auch Ausdruck von persönlichen Erinnerungen und Momenten. Das ist nicht einfach nur ein Designprozess; es ist fast schon wie das Einfangen von Emotionen. Haben Sie eine bestimmte Herangehensweise, die Ihnen hilft, diese oft sehr persönlichen Wünsche in ein Design umzusetzen?“
MXHM:„Ja, absolut. Wenn Kunden mir von persönlichen Erlebnissen erzählen, versuche ich, die Essenz dieses Moments zu verstehen – also, welches Gefühl, welche Farbe, welche Form in der Erinnerung steckt. Ich nutze oft symbolische Elemente oder Farbtöne, die etwas über die Stimmung oder die Energie dieses Moments aussagen. Einmal hatte ich zum Beispiel eine Kundin, die eine Verbindung zur Natur herstellen wollte, weil ihr verstorbener Vater sie immer mit in den Wald genommen hatte. Wir haben dann ein Design mit kleinen Details aus Pflanzenformen entworfen und mit einem grünen Edelstein versehen, der diese Verbundenheit spürbar macht.“
VI:„Das ist außergewöhnlich. Das Thema Nachhaltigkeit ist ja auch in der Schmuckbranche ein großes Thema geworden. Wie setzen Sie sich für eine ethische und verantwortungsvolle Produktion ein, und was bedeutet das für Sie?“
MXHM:„Nachhaltigkeit ist für mich ein Ausdruck von Respekt – für die Ressourcen, die wir nutzen, und für die Welt, die wir hinterlassen. Ich arbeite bevorzugt mit fair gehandelten Edelsteinen und recycelten Edelmetallen, um sicherzustellen, dass meine Arbeit nicht nur wunderschön ist, sondern auch verantwortungsvoll. Wenn es möglich ist beziehe ich auch Antiquitäten in meine Arbeit mit ein. Es ist mir wichtig, dass die Materialien, die ich verwende, eine positive Geschichte tragen und nicht durch Ausbeutung gewonnen wurden.“
VI:„Zum Schluss, wenn Sie zurückblicken auf Ihre bisherigen Werke – gibt es bestimmte Stücke oder Momente, auf die Sie besonders stolz sind, weil sie für Sie eine Art künstlerische Erfüllung bedeuten?“
MXHM:
„Oh, es gibt so viele Momente, die mir in Erinnerung geblieben sind, aber wenn ich einen herausgreifen müsste, dann wäre es wahrscheinlich der Moment, als ich einen Verlobungsring für einen jungen Studenten gestaltet habe, der eine sehr klare Vorstellung davon hatte, wie einzigartig dieser Ring sein sollte. Wir haben einen außergewöhnlichen antiken Diamanten gewählt, der dann später eine tiefe Bedeutung für seine Partnerin bekommen sollte – eine Art Geheimnis, das nur die beiden miteinander teilen. Der ganze Prozess hat mich inspiriert, weil es nicht nur um das Schmuckstück ging, sondern um ihre gemeinsame Geschichte.
Genauso besonders war eine Zusammenarbeit mit einer langjährigen New Yorker Sammlerin, einer kosmopolitischen Persönlichkeit mit einem so feinen, stilsicheren Gespür für Kunst und Spiritualität. Sie wollte ein individuelles Stück, das zu ihrer Sammlung passte und dennoch eine neue, frische Sprache sprach. Ihre Offenheit und ihre elegante Art haben mich sehr inspiriert. Es ist diese Art von Begegnungen – mit Menschen, die die Tiefe und die Bedeutung meines Handwerks so schätzen –, die meine Arbeit wirklich erfüllend machen.“
VI:„Vielen Dank für diese tiefen Einblicke. Es ist eine seltene Kunst, Menschen auf so eine persönliche Weise zu berühren. Es war mir eine Freude, mit Ihnen zu sprechen.“
Dieses Interview könnte wunderbar in kurze Clips für Social Media aufgeteilt werden und gibt potenziellen Kunden das Gefühl, nicht nur einen Schmuckdesigner, sondern auch einen Vertrauten zu finden, der ihre Geschichten versteht und in kostbare Kunstwerke verwandelt.